Die Weltsprache, ein Produkt der allgemeinen Internationalisierung der Welt

Das Material unserer alltäglichen Gebrauchsgegenstände stammt aus den verschiedensten Ländern: die Wolle aus Aegypten oder Indien, der Reis aus China, Kaffee aus Südamerika, Zeitungspapier aus Finnland, Getreide aus Sibirien usw. Ebenso gehen die Produkte der deutschen Industrie nach allen Ländern der Welt.

Wenn vor mehreren hundert Jahren jede Familie alles zu ihrem Lebensunterhalt dienende selbst herstellte und somit jede Familie eine geschlossene Wirtschaftseinheit bildete, so ist heute die Wirtschaft eine wirklich internationale. Dasselbe Bild zeigt sich aber auf allen Gebieten des Lebens. Alle Lebensformen verlieren ihren lokalen Charakter und gleichen sich international einander an. Die Technik und die Natur­wissenschaft verdrängen in allen Ländern die überlieferten alten Formen. Der wissenschaftliche Sozialmus, der Marxismus, gestaltet den Kampf des Proletariats in allen Ländern einheitlich. Die Internatio­nalisierung äußert sich auch in der Erscheinung der Menschen, wie Kleidung usw., und ebenso in der Sprache.

Die einzelnen natürlichen Sprachen standen schon von jeher unter dem Einfluß der Nach­bar­sprachen. Mit der Hebung des Verkehrs wird dieser Einfluß immer stärker und erstreckt sich nicht nur auf die Nach­bar­sprachen. Besonders großen, umgestaltenden Einfluß üben die Namen der technischen Neuerungen aus, die in ihrer internationalen Form in die nationalen Sprachen eindringen (Telephon, Radio, Mikroskop, Redaktion, Manuskript usw.).

Dieser Entwicklung stemmt sich, wie auf allen Gebieten, eine nationalistische Richtung entgegen, unter dem Namen „Purismus“, aber ebenso machtlos, wie sie auf politischem und wirtschaftlichem Gebiete die Entwicklung nicht aufhalten kann.

Dem Telephon stellt man Fernsprecher, dem Radio Rundfunk, dem Manuskript Handschriftliches entgegen, aber das „Fremdwort“ bleibt Sieger.

Dieselbe Erscheinung weist jede nationale Sprache auf. Der bekannte russische Philologe Nik. Juschmanov hat feststellen können, daß die Zahl der „Fremdwörter“ in der russischen Sprache täglich wächst und dieselben mit den neuen technischen und sozialen Begriffen in die entlegensten Dörfer eindringen. Hier steht jedenfalls eine hemmende nationalistische Richtung nicht entgegen.

Als Folge dieser Entwicklung enthält jede Sprache eine große Zahl internationaler Ausdrücke: Wörter, aber auch grammatische Bestandteile, Redensarten usw.

Die Aufgabe bei Schaffung der Weltsprache war, diese inter­natio­nalen Elemente in den lebenden Sprachen aufzusuchen und sie zu einer Sprache zusammenzufassen. Diese Aufgabe hat ihre Lösung in der Weltsprache IDO gefunden.

Ido ist also keine willkürliche Erfindung eines Menschen, sondern ein Produkt der natürlichen Entwicklung.



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