Schon vor 300 Jahren haben die großen Philosophen LEIBNIZ und DESCARTES sich mit dem Gedanken einer Weltsprache ernsthaft beschäftigt. Leibniz selbst hat ein System geschaffen, und seitdem sind mehrere hundert Entwürfe gemacht worden, die aber keine Verbreitung fanden.
Der erste Entwurf, der weiter bekannt wurde, war Volapük. Im Jahre 1880 wurde es von dem Pfarrer Schleyer veröffentlicht. Aber diese Sprache war zu künstlich und stellte große Anforderungen an das Gedächtnis. Darum konnte sie nicht durchdringen.
Viel besser war das 1887 von dem Warschauer Arzt Dr. Zamenhof herausgegebene Esperanto. Seine Grammatik ist einfach, die Wortstämme sind meist den natürlichen Sprachen entnommen, die Anwendung von Vor- und Nachsilben ermöglicht eine große Zahl von Wortableitungen. Trotzdem haften auch dieser Sprache schwere Mängel an. Zamenhof selbst hat 1894 und später Reformen vorgeschlagen, aber es blieb bei den alten Gebrechen.
Die nacheinanderfolgenden vielen Weltsprache-Entwürfe der letzten dreihundert Jahre zeigen eine bestimmte Entwicklung, da jedes System aus den Erfahrungen der vorhergehenden lernte. Die ersten zeigen einen philosophischen Aufbau mit willkürlich ausgewählten Sprachelementen. Die Entwicklung führte dahin, daß die späteren Entwürfe sich immer mehr und mehr an die existierenden Sprachen anlehnten; sie zeigten also sprachwissenschaftlichen Aufbau. Die Erfinder bildeten den gesamten Wortschatz unter Benutzung der existierenden Sprachen und entsprechenden Vor- und Nachsilben, so z. B. Volapük und mehr noch Esperanto. Dadurch, daß die beim Gebrauch der früheren Systeme gemachten Erfahrungen ausgenutzt wurden, kamen immer wieder neue auf, so z. B. Idiom Neutral als Reform des Volapük.
Alle diese Entwürfe hatten, obwohl sie Verbesserungen gegen die früheren waren, den Nachteil, dem Kopf eines einzigen Mannes entsprungen zu sein. In allen waltete mehr oder weniger Willkür des Erfinders, ja sogar Bevorzugung bestimmter Sprachen usw. Sie alle bewiesen schlagend, daß es unmöglich ist, daß ein einziger Mensch diese gewaltige Aufgabe lösen kann. Da schufen Wissenschaftler aller Länder und Sprachen in internationaler Zusammenarbeit die wissenschaftlich begründete Weltsprache IDO.
Ido. Anläßlich der Pariser Weltausstellung 1900 hatte sich wieder das Bedürfnis nach einer Weltsprache stark geäußert. Deshalb wurde eine „Delegation für die Einführung einer internationalen Hilfssprache“ gebildet. Das erste Ergebnis ihrer Beratungen waren folgende Thesen:
Im Jahre 1907 waren schon 310 Gesellschaften und 1250 Professoren der Delegation beigetreten. Von dieser wurde ein Ausschuß gewählt, der in Paris vom 15. – 24. Oktober 1907 unter dem Vorsitz von Professor Wilhelm Ostwald alle vorgelegten Sprachsysteme prüfte. Dem Ausschuß gehörten hervorragende Sprachgelehrte und Philosophen aus Europa an. Er beschloß, Esperanto als Grundlage anzunehmen, wenn die Mängel ausgemerzt werden. Von dem Esperantisten de Beaufront war ein Projekt unter dem Namen „Ido“ eingereicht worden, das im allgemeinen bereits die Verbesserungen nach den Wünschen des Ausschusses enthielt. Obwohl Zamenhof im voraus seine Zustimmung dazu erklärt hatte, daß ein sachkundiger, wissenschaftlicher Ausschuß seine Sprache ändere, hielt er starr an seinem System fest. Aber ein großer Teil der Esperantisten arbeitete eifrig an der Verbesserung mit. Eine Ido-Akademie vollendete in fünfjähriger wissenschaftlicher Arbeit, unterstützt von Gelehrten und Praktikern aller Berufe, das Werk.
Die Ido-Akademie ist das sprachwissenschaftliche Organ der Ido-Bewegung, dessen hauptsächlichste Aufgabe ist, die schöpferisch-sprachwissenschaftlichen Arbeiten der einzelnen Mitglieder zu organisieren, und unter Wahrnehmung der Einheitlichkeit der Sprache deren Entwicklung zu sichern, so daß Ido immer mit dem jeweiligen Stand der Wissenschaft Schritt hält.
Fortschritt und Einheit der Weltsprache stehen nicht im Widerspruch, indem die Entwicklung organisiert wird, wie es die Ido-Bewegung durchführt.
Alle Reformvorschläge, ebenso die endgültigen Entscheidungen der Ido-Akademie, erscheinen im offiziellen Organ der Akademie (von 1904 bis 1914 „Progreso“, heute „Mondo“). Hier wurden die Vorschläge einer öffentlichen Diskussion aller Weltsprachler ausgesetzt. An den Arbeiten haben Mitglieder der verschiedenen Nationen teilgenommen. So ist Ido das Resultat einer kollektiven, wissenschaftlichen Arbeit. Diese Arbeitsmethode, die auch heute noch angewandt wird, sichert dem Ido eine Stabilität, Einheitlichkeit und wirklichen internationalen Charakter. In Ausdrucksfähigkeit und Klarheit übertrifft Ido nicht nur Esperanto, sondern auch alle natürlichen Sprachen, wohl die meisten auch an Schönheit; dabei ist es die leichteste aller Sprachen.
Die Esperantisten wollen die Einheit der Weltsprache dadurch wahren, daß sie sich auf diese Formen der Sprache versteifen, die in einem Werk von Zamenhof, „Fundamento“, niedergelegt sind. Sie sagen, daß ebenso, wie seit Leibniz ein System das andere ablöste, es so weitergehen wird, wenn nicht alle weiteren Reformen des „Fundamento“ abgelehnt werden. Ido unterscheidet sich aber in zwei Beziehungen von allen vorherigen Weltsprachen, auch von Esperanto.
Der Zustand der Ido-Sprachbewegung zeigt, daß die Grundlage, auf der Ido aufgebaut ist, die Einheit sichert. Der durch die wissenschaftliche Methode und den organisierten Fortschritt gesicherten Einheit des Ido steht die dogmatische, die Entwicklung hemmende Einheit des konservativen Esperanto gegenüber, die aber, wie wir später zeigen werden, ungeeignet ist, die Einheit der Sprache zu gewährleisten.
Die Idisten vertreten die Auffassung, daß man eine in jeder Beziehung vollkommene Weltsprache braucht, und darum eine Reform des Esperanto äußerst notwendig ist. Denn Esperanto ist da ganz ungenügend, wo eine genaue, vollkommene Ausdrucksfähigkeit gefordert wird. Das ist der Fall vor allem in der Wissenschaft und auf interationalen Konferenzen, die in der Arbeiterbewegung ständig zahlreich stattfinden. Die Behauptung der Arbeiter-Esperantisten, daß Esperanto für die Arbieter genügt, stellt sich den Arbeiter als Wanderburschen vor, der im Ausland nach Logis oder Arbeit nachfragt. Hier reicht Esperanto sicherlich aus. Aber man vergißt dabei die immer häufiger werdenden Kongresse. –
Ein jeder Dorfbewohner kommt mit seinem Dialekt und seinem kleinen Wortschatz aus und fühlt nicht die Mängel seiner Sprache. Dagegen welcher Volkshochschullehrer oder Versammlungsredner hätte nicht gefühlt, daß er mit seiner alltäglichen Sprache nicht auskommt und nach neuen Ausdrücken suchen muß! Ebenso wie die Wissenschaftler und Diplomaten, so brauchen auch die Arbeiter eine vollkommene Sprache.
Die Esperantisten selbst fühlen die Mängel ihrer Sprache, und seit der Entstehung des Ido haben sie manche Reformen durchgeführt. Besonders diejenigen, die in Esperanto Uebersetzungen machen oder Originalwerke schreiben, können die Reformen nicht umgehen. So führt man neue Wurzeln ein, die immer durch die Muttersprache und durch die Sprachkenntnisse des Betreffenden beeinflußt werden.
Wir finden in allen Esperantoschriften sehr viele Idiotismen von nationaler oder individueller Eigenart, die für die anderen Nationen gar nicht oder nur sehr schwer verständlich sind, und wir finden viele „private“ Wörter, die in keinem Esperanto-Wörterbuch zu finden sind. Im „Revuo Internaciona“ wird man dafür viele Beweise finden, die aus den neuesten Esperanto-Zeitschriften entnommen sind.
Sehr oft aber lehnen sich diese Reformen an Ido an und verletzen sogar das „Fundamento“.
Wir führen hier nur einige Beispiele an.
Aus „Sennaciulo“ vom 29. 1. 1925, Beilage „La Lernanto“:
Vortoj, trovitaj en „Sennaciulo“ sed ne en esp. vortaro (Wörter, die in „Sennaciulo“ gefunden wurden, aber nicht im Esperanto-Wörterbuch):
akumuli amasigi, ekz. kapitalon;
dumpingo vendo de produktaĵoj je prezoj subnormaj por domaĝi
konkuranton;
evakui liberigi, ekz. okupitan teritorion, urbon;
federo, konfedero, konfederaĵo kunigo, ligigo, ligo, kunligo sur
memstara bazo (por komuna ago), komp. federacio;
kampanio (fr. campagne) militiro, agit-initiativo;
perturbi malarangi, kaosigi, konfuzi;
potenciala enhavanta la eblecon, la povon (por efiki);
protuberanco tuberaĵo, elkreskaĵo, svelaĵo, (anatomie, ĉe astroj kaj
metafore)."
Aus „Sennaciulo“ vom 26. 2. 1925, Beilage „La Lernanto“:
Vortoj, trovitaj en „Sennaciulo“ sed ne en esp. vortaro:
antipodo loĝanto de la diametre kontraŭa tera duonglobo; ankaŭ
metafore uzata; rekta kontraŭulo;
bonzo budhista pastro en Ĉinio kaj Japanio; persono, kiu tenas
postenon, plunumas funkcionon komuninteresan nur por sia
propra profito kaj utilo;
fertila (lat.) fruktodona, fekunda;
hiperbolo troigo, trograndigo, (metafore);
konkubino kromvirino, nelega edzino;
kristalizi kristaligi, (metafore) distinge densigi, per klara distingo
marki;
lozungo signaldiro, signalvorto;
Kunmetitaj vortoj
Oni ofte renkontras en la ĉiutaga uzado de nia lingvo (skribe kaj buŝe) la trouzon de kunmetitaj vortoj, kiuj estas kompilitaj el tri aŭ eĉ pli multaj vortradikoj. Kvankam ni ne volas diskvalifiki la aplikon de kunmetitaj vortoj entute, kiuj ja konformas al legoj de logiko, simpleco kaj fleksebleco en espo, ni tamen avertas – pro la belsoneco, la prononcado, la komprenebleco – kontraŭ troigoj kaj tiaj misformoj, kaj jenaj vortoj:
poŝtmarkkolektanto (kolektanto de poŝtmarki),
fervojakciposedanto (posedanto de fervojaj akcioj),
malsanulasekuroficejo (oficejo de malsanulasekurado),
stattribunalprezidanto (Prezidanto de stata tribunalo),
Tamen, se tiaj vortkunmetoj estas interligitaj per afiksoj, kiel ekz. en la vortoj: liberpensulgazetoj, altmontarloĝanto, on povas bontrovi tiuj formojn, ĉar la belsoneco ne suferas.
Alia averto: Evitu, kunmetante vortsilabojn, la tromasigon de konsonantoj. Oni ekz. ne diru manĝĉambro, sed manĝoĉambro, kudrmaŝino, sed kudromaŝino, ne pluvvetero, sed pluvovetero (aŭ pluva vetero).
Se oni absolute volas apliki vortmonstrojn, oni almenaŭ metu streketon inter la diversaj vortradikoj."
Aus „Sennaciulo“ vom 26. 3. 1925, Beilage „La Lernanto“:
Afiksoj ne troveblaj en plej multaj lernolibroj
(Ableitungssilben, die in den meisten Lehrbüchern nicht zu finden sind)
La scienco bezonas krom la afiksoj kutime uzataj ankoraŭ kelkajn aliajn, kiujn ni ĉi tie notu, ĉar ili iafoje ankaŭ en la komuna lingvo de l'ĉiutaga vivo estas aplikataj. Tial ni ĉi-sube citas ilin kun kelkaj klarigaj ekzemploj.
Nachdem die Esperantisten gegen Ido dicke Bücher geschrieben haben, führen sie Wörter, Nachsilben usw. ein, die sie vorher im Ido kritisierten. Die Esperanto-Bewegung könnte eine riesige Arbeit ersparen, wenn sie ehrlich auf die Ido-Wörterbücher und Grammatiken hinweisen würde, wo diese Reformen des Esperanto zu finden sind.
Die Einführung der Reformen in das Esperanto wird aber der Willkür des einzelnen oder der Gruppen überlassen, so daß heute die Einheit des Esperanto, trotz dem aus Verleger-Interessen geschaffenen „Fundamento“, vollkommen illusorisch ist.
Betreffs weiterer Mängel des Esperanto verweisen wir auf die Broschüre von Nik Yushmanov: „100 Grundfehler des Esperanto“ und auf „Revuo Internaciona“.
Primitives Esperanto
Original-Text aus „Sennacieca Revuo“
(marto 1923, pag. 3).
ĉ=tsch, ĝ = d und weiches sch zusammen.
Wissenschaftlich verbessertes Esperanto = Ido
Tiuj – ĉu viroj ĉu virinoj – kapablis forigi el sia penso kaj koro la prirasajn antaŭjuĝojn, tiuj certe ne povas konservi priseksajn antaŭjuĝojn, tiuj – ĉu viroj ĉu virinoj – kiuj povas racie juĝi, t. e. sen partieco kaj malamo, la plej alte gravajn sociajn demandojn, tiuj ne povas aprobi tiajn stultecajn juĝojn pri la virina menso kaj inteligento.
Ve, al tiuj – ĉu viroj ĉu virinoj – kiuj kuraĝas sin liberigi je tiuj antaŭjuĝoj! Kiajn mok-ridindaĵojn oni ne uzas kontraŭ la gefeministojn? Kian malamon oni ne havas al ti-kiuj kuraĝas diri: "Laŭ nia opinio ekzistas nek interrasaj nek interseksaj luktoj, ekzistas nur la internacia klasbatalo. Vi, suferanto, ni amas vin kaj ni helpos al vi, ne demandante vin pri via lando kaj sekso. Vi, kiu deziras laboradi kun ni – viroj kaj virinoj – ni ĝoje vin akceptos en nian anaron. ĉiuj kune ni atakos la malnovajn malamikajn fortikaĵojn cementitaj per mensogoj kaj maljustaĵoj; ti-kiuj – ĉu viroj ĉu virinoj – pereos dum la balo, tiuj rajtos nian dankon".
Omni, e homuli e homini, qui esas kapabla extirpar ek sua penso e kordio la rasal prejudiki, certe ne povas konservar sexual prejudiki. Omni, e homuli e homini, qui povas judikar racionale, t. e. sen partisaneso ed odio, pri la maxim grava social problemi, ne povas aprobar ta stultesal judiki pri hominal mento ed intelekto.
Ve, ad omni, e homuli e homini, qui kurajas liberigar su de ta prejudiki! Quanta mok-ridindajin on uzas kontre la feministi? quanta odion on havas kontre ti qui kurajas dicar: «Segun nia opiniono existas nek interrasa nek intersexua lukti, existas nur l'internaciona klas-kombato. Tu, sufranto, ni amas e helpos tu ne questionante pri tua lando e sexuo. Vi, qui deziras laborar kun ni, homuli e homini, ni joyoze aceptos vi en nia rondo. Ni omna kune atakos l'anciena enemikal fortresi cementizita per mentii e desyustaji. Ti, e homuli e homini, qui perisos kombatante, meritos nia gratitudo».
Wenn der Schreibende Zeit sparen will und unleserlich schreibt, so muß der Leser mehr Zeit für das Lesen verwenden, und diese Mehrarbeit kann oft das Doppelte oder Dreifache der Zeitersparnis des Schreibenden ausmachen. Ebenso ist es mit der Sprache (vor allem mit der geschriebenen Sprache). Wenn der Autor sich nicht genügend Mühe gibt, sich klar und leichtverständlich auszudrücken, so muß der Leser sich mehr anstrengen und wird oft doch nicht zum Ziele kommen.
Bei der Beurteilung der Leichtigkeit der Sprache muß man zwei Momente berücksichtigen: die Arbeit des Autors und die Arbeit des Lesers.
Ido ist, verglichen mit allen nationalen und künstlichen Sprachen, auch mit Esperanto, wesentlich leichter. Wer nationale Sprachen gelernt hat, kennt ihre komplizierten Grammatiken mit vielen Unregelmäßigkeiten, ihre nicht durch Regeln erfaßbaren Spracheigentümlichkeiten, die für mache überhaupt nicht restlos erlernbar sind. Esperanto ist viel einfacher. Die Grundlagen seiner Grammatik sind dem des Ido sehr ähnlich, und darum ist es vor allem notwendig, die Unterschiede zwischen Ido und Esperanto in bezug auf die Leichtigkeit der Sprache zu prüfen.
Die Leichtigkeit des Ido ist vor allem bedingt durch die konsequente Durchführung des Grundsatzes der größten Internationalität, den Forderungen der Logik und der Aesthetik in allen Elementen der Sprache.
Die Auswahl der Wörter nach dem Grundsatz der größten Internationalität ist in Ido mit der größten Sorgfalt durchgeführt worden, um so mehr, da an der Schaffung von Ido von Anfang an die Mitglieder der verschiedensten Nationen teilgenommen haben. Im Esperanto ist dieser Grundsatz verschiedentlich verletzt worden.
Die Anzahl solcher künstlicher Wörter im Esperanto ist ziemlich groß, obwohl es doch in jedem Falle möglich ist, Wörter zu finden, die in mehreren Sprachen bekannt sind (vergl. spozo).
Weitere Beispiele: D, Fuchs, Ido foxo, Esp. vulpo; D. Gans, Ido ganso, Esp. ansero; D. ledig, Ido celiba, Esp. fraŭla
Auch sonst häufen sich unangenehme Laute: Ob sie alles weiß? heißt im Esperanto: ĉu ŝi scias ĉion? Der heutige Tag = la hodiaŭa tago. Siehe auch den vergleichenden Text, welcher nicht von uns zusammengestellt wurde, sondern aus Esperanto-Zeitschriften entnommen ist. Ein sehr wesentlicher Unterschied zwischen Ido und Esperanto liegt in dem Satzbau, der für die Leichtigkeit der Sprache eine noch größere Bedeutung hat als der Wortschatz. Ido besitzt strenge Regeln (vergl. die Lektionen 15 und 16). Esperanto dagegen überläßt es dem einzelnen, das Richtige zu finden. Sicherlich ist diese Freiheit eine Erleichterung für den Schreiber; er braucht die Regeln nicht zu lernen und sich auch nicht den Kopf um die richtige Anwendung zu zerbrechen. Aber der arme Leser! Der kann manchmal Rätsel lösen. Diese Freiheit führt meistens dazu, daß jeder die seiner Muttersprache entsprechende Satzstellung benutzt, die aber für die anderen Nationen schwer verständlich ist. In dem Satzbau des Ido äußert sich eine strenge Logik, welche aber international ist und den Autor bindet, aber sehr wesentlich zur Leichtverständlichkeit und Eindeutigkeit des Ido beiträgt. Uebrigens ist das Erlernen der Regeln und ihre Anwendung eine vorübergehende Arbeit. Nach einiger Uebung wenden wir die Regeln automatisch an.
Was für ein Zeitaufwand für den Uebersetzer, der die neuen Ausdrücke aus dem Fremdwörterbuch oder Wörterbüchern der nationalen Sprachen heraussuchen muß! Und was verbürgt, daß der Uebersetzer einen allgemein annehmbaren Ausdruck findet und ein anderer Autor nicht die Anwendung eines anderen Ausdrucks für denselben Begriff vorziehen wird? Es ist noch eine glückliche Lösung, wenn man die Ido-Wörterbücher zu Rat zieht, wie es die Mitarbeiter des „Sennaciulo“ sicherlich machten.
Wir können den Schluss ziehen: Je ausdrucksvoller eine Sprache, desto leichter ihre Anwendung.
Esperanto
apenaŭIdo
apeneDeutsch
kaumDiese Wörter führen zu den Neubildungen wie kontraŭa, kontraŭulo („Sennaciulo“ vom 26. 2. 25).
Wir haben nur einen Teil der Argumente für die Leichtigkeit des Ido angeführt. Es sei noch erwähnt, daß die mustergültigen Wörter- und Lehrbücher auch viel dazu beigetragen haben, daß Ido leicht erlernbar, anwendbar und verständlich ist.
Die allgemeine Anwendung der Weltsprache in der Arbeiterbewegung wird an der gleichzeitigen Existenz von Ido und Esperanto nicht scheitern müssen, da Ido und Esperanto weniger abweichend sind, wie zwei deutsche Dialekte, und deswegen Idisten und Esperantisten einander vollkommen verstehen. Ido und Esperanto sind eigentlich nicht zwei Sprachen, sondern zwei Entwicklungsphasen derselben Sprache. Die Aehnlichkeit wird noch durch solche Reformtendenzen, wie sie im „Sennaciulo“ zutage treten, gefördert.
Die Einigung könnte gut durchgeführt werden durch Gründung einer gemeinsamen Sprachkommission der Arbeiterorganisationen auf der ganzen Welt, welche Kommission das Weltsprachenproblem einer gründlichen Prüfung unterzieht und für die Einführung der den Zwecken der Arbeiterbewegung mehr entsprechenden Sprache Sorgfalt trägt. Ein solcher Schritt wäre zu begrüßen, da er für die Einführung der Weltsprache in einem Jahre so viel leisten könnte, als die jetzigen Propagandamethoden bestensfalls in fünf bis zehn Jahren erreichen können.